Sonntag, 2. August 2015

Portugal 2015: 200 Kilometer zu Fuß (2.Teil)

Basislager Cercal do Alentejo
Odeceixe Praia
Na gut, hab ich mich also gestern wundgelaufen. Zwangspause angesagt. Daraus ergab sich aber ein ungeahnter Vorteil. Ich hatte Zeit, mich umzuschauen und Informationen zu sammeln. Ich erfuhr, das viele Etappenorte morgens und abends gut mit dem Bus verbunden sind. Ich beschloss, mein Hotel "Azul" (30 Euro, vollklimatisiert, TV, Frühstück) für die nächsten Tage als Basislager zu nutzen. Da muss man bei der Hitze nicht alles mitschleppen.
Übrigens Hitze: sogar die Einheimischen sagten, das es ungewöhnlich heiß und unwindig wäre. 
So fuhr ich mit dem Bus nach Odeceixe. Unterwegs studierte ich genau, wo Haltestellen sind und wann die Busse ungefähr da auftauchen. Busfahrpläne, muss man wissen, werden in Portugal wie Staatsgeheimnisse gehandelt.
Und da ich nun mal in Odeceixe (sprich Oddseitsch) war, ging ich gleich einen Rundwanderweg (15km, so ähnlich wie die Traumschleifen am Saar-Hunsrück-Steig) durch einen streng geschützten Strandabschnitt und kam zum ersten mal dem Atlantik so richtig nahe. Mann, war da ne Menge Wasser drin! Dafür aber keine Menschen am Strand. Trotz Hitze! Komisch...
Der Atlantische Ozean und menschenleerer Strand
Odeceixe ist sehr klein und liegt an der Grenze zwischen dem Alentejo und der Algarve, und ist  ein werdendes Touristenmagnet. Sobald in den Cafes die bekannten Mixgetränke wie Mojito oder Sex on the Beach angeboten werden, kann man davon ausgehen, das zumindest ab und zu mal ein Ausländer vorbeikommt. Einheimische trinken Wein, oder Bier. Manchmal auch Wasser.
Um 18:00 Uhr fuhr der Bus zurück nach Cercal und ich machte mir wieder meine Notizen. Eine Stuinde braucht der Bus für die 60 Kilometer. Kostenpunkt 6 €. Geschenkt.
Mit allen nützlichen Infos über Busse und deren Fahrzeiten machte ich mich am 6.6. auf die Etappe Cercal do Alentejo - Sao Luis (21km). Mit wenig Gepäck hielt man die Hitze ganz gut aus.
Trotzdem kamen noch ein paar Kilo zusammen. Vor allem das Wasser ist schwer. Dann noch: Kamera, Handy, Sonnenschutz, Geldbeutel, Handtuch, Wanderkarten, GPS-Gerät, Erste-Hilfe-Kram, Ersatzbatterien für die Kamera, Wörterbuch, Ersatz-T-Shirt und Unnerbuchse und Toilettenpapier oder Tempos (man weiß nie, was man gegessen hat ;-) ), Salbe gegen Wundlaufen, bissel was zu essen, Brille und Sonnenbrille und deren Etuis. Ich glaube, das wars.
In der Ferne der Ozean
Der Weg selbst war nicht leicht. Steinig, staubig, trocken. Mir wurde klar, das sich dies nicht ändern wird, so lange der Weg durchs Hinterland führt. Ich freute mich auf den im Wanderführer angekündigten 17 Meter hohen Wasserfall! Nach 9 Kilometern war es soweit. 600 Meter abseits vom Hauptweg sollten die Wassermassen in die Tiefe donnern. Aber ich hörte kein Donnern, nicht mal ein Rauschen. Und plätschern tat auch nix! Stille im Wald. Der Wasserfall war trocken wie die Wüste Gobi. Nur eine Pfütze zeigte an, wo normalerweise das Wasser sprudelt. 
Fall ohne Wasser!

Zum ersten mal wurde mir so richtig bewusst, das mein Reisezeitpunkt zu spät gewählt war. Aus der Erfrischung am sprudelnden Wasserfall wurde nix. Es wurde ein Fall ohne Wasser. Das bissel Wasser, was noch da war, war warm und voller Insekten. Wirklich enttäuscht war ich aber nicht. Ich lies den Wasserfall in meiner Fantasie sprudeln, während ich ins Gebüsch pieselte. Haha...
Ein weiterer Höhepunkt sollte der Monte Sao Domingo werden, mit 329 Metern der höchste Punkt der Rota. Und so ein Berg kann ja nicht einfach verschwinden, wie so ein Wasserfall.
Und siehe: Er war noch da! Erst wollte ich gar nicht hinauf. Immerhin bedeutete der Aufstieg 2 km Umweg, steilen Umweg. Und 19 km hatte ich schon in den Knochen. Aber ich ging hinauf. Der Aufstieg war ätzend. Die Aussicht war geil. Ich war müde und durstig. Mein Wasservorrat war warm und ekelig. Kurz: Alles Bestens...
Aussicht vom Sao Domingo
Der Absteig und der restlichen 2 km bis nach Sao Luis gingen sich wie von allein. Kurz vor dem Ziel machen sich immer ein paar Kraftreserven frei. Ich wusste auch, das dort direkt an der Bushaltestelle eine kleine Kneipe war. Da gibts eiskaltes Bier. EISKALTES BIER! Wenn die zu haben, hänge ich mich auf. Am Wasserfall. Nur keine Sorge Leute, es war auf.
Hier gibts Bier. EISKALT.
Das war heute kein Zuckerschlecken. Eher Staubschlecken mit Warmwasser. Halb acht war ich im Hotel. Dusche, Essen und noch ein, zwei Bier und ich war tot.
Bevor ich es vergesse: Wundgelaufen habe ich mich heute auch. Am Arsch. Davon gibts aber kein Foto!!! Ich glaube ich habe ein Schweiß-Staub-Problem. Muss mir was einfallen lassen. Am Besten wird sein, die Wundschutzsalbe aufzutragen, BEVOR (!!!) man wund wird. Rübezahl viel schlau...


Bis bald ...euer Rübezahl....

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