Mittwoch, 23. September 2015

Portugal 2015: 200 Kilometer zu Fuß (Vierter und letzter Teil.)

Die letzten 3 Etappen und Touristenleben. (12.6. - 22.6.2015)

Odeceixe, Aljezur, Carrapateira, Vila de Bispo, Vila de Bispo, Sagres, Cabo de Sao Vicente

Am 13.6. musste ich nun mein geliebtes Hauptquartier in Cercal do Alentejo aufgegeben und bin umgezogen. Und zwar runter an die Algarve. Da gibt es zwar millionen Touristen, aber als neuer Ausgangspunkt für die letzten drei Etappen schien mir Lagos oder Sagres nahverkehrstechisch besser geeignet als ein Ort an der Westküste. Es wurde schließlich Sagres. Im Hotel "Navigator" bekam ich ein ganzes Appartement für 35 € die Nacht zu mieten. Mit Küche. Ohne Frühstück. Aber sauber und klimatisiert und deutsches Fernsehen gabs obendrein. Gutes Basislager für die letzten Tage. Ich wollte noch ein paar Dinge tun, die Touristen auch so tun. Bier testen und Bootfahren zum Beispiel. Ich hatte immerhin noch 7 Tage für die letzten drei Etappen.

Das Ziel meiner Reise nach 220 Kilometern zu Fuß
Die drei fehlenden Etappen waren:
Odeceixe nach Aljezur (21 km),
Carrapateira nach Vila de Bispo (23 km),
und Vila de Bispo nach Sagres über Cabo de Sao Vicente (26 km), dem eigentlichen Endpunkt der Rota Vicentina.

Schöne Aussichten sogar im Straßencafe
Übers Wetter schreib ich mal nix mehr. Das war sowieso immer schön. 
In Odeceixe passierte es, das nicht der Prinz, sondern eine blonde Prinzessin aufn Pferd ins Cafe kam. Das Pferd wurde mit Kaffee und die Prinzessin mit Möhrchen versorgt. Oder war es umgedreht? 
Die Wanderung selbst ging bis Aljezur durchs Hinterland fast immer an einem Bewässerungskanal entlang und war eben und nicht anspruchsvoll, vielleicht sogar etwas eintönig.

Der Kanal
Der Weg von Carrapateira, welches aus ein paar weißen Häusern unweit des Atlantiks besteht, nach Vila do Bispo war körperlich anstrengend, weil es oft bergauf und logischerweise auch oft bergab ging. Der Atlantik war manchmal in Sichtweite und kühlte die Luft angenehm. Man kommt durch das kleine Dorf  Pedralva, ebenfalls ganz in weiß gehalten. Hier holen sich die Einwohner das Trinkwasser noch vom Brunnen am Dorfplatz. Ich holte mir kaltes Bier im Wirtshaus.

Kostenloses Wasser in einer an Wasser armen Gegend
Die einsame Landschaft war steppenartig mit wenig Vegetation. Trocken und staubig. Aber über Staub will ich auch nicht mehr schreiben. Gibts in Teil 1 - 3 genug von.

Steppe in Portugal
Der Höhepunkt meines Urlaubs war natürlich die Ankunft am Cabo de Sao Vicente.  Von Vila de Bispo aus ging es 26 Kilometer (bis Sagres) über steinige und windige Pfade an der Steilküste entlang. Einfach spektakulär!

Bis zu 140 Meter hohe Klippen
Ziemlich steinige Wege
Der Atlantik. Das Türmchen am Horizont ist das Cabo de Sao Vicente. Das Ende der Rota Vicentina.
Nach drei Wochen in Portugal, ungefär 220 Kilometern auf der Rota Vicentina und weiteren ungefähr 60 Kilometern auf Wanderungen abseits der Rota (Von Luz nach Lagos 13km zum Beispiel, oder rund um Figueira 16km und die vielen Kilometer, die ich in Lissabon und Sintra gelatscht bin), harten Stunden in heißer Sonne, schönen Stunden mit kaltem Bier, nach steinigen und staubigen Pfaden, Selbstgesprächen und zweifeln an meinem Tun, war ich da. Ich stand mit Tränchen in den Augen vor ihm:
Dem letzten Bratwurststand vor Amerika (Bild siehe ganz oben). Der wird von Deutschen betrieben und es gibt deutsche Bratwurst in mehreren Variationen zu kaufen. Deutsches Bier gibts nicht. Und hinterm Bratwurststand gibts nur noch Atlantik bis Amerika. Ist ne ganze Ecke zu schwimmen. Da kann man vorher noch ne Bratwurst vertragen. Oder Zwei. Ich aß zwei Thüringer Bratwürste und besichtigte das Kap mit seinem Leuchtturm und den unvergesslichen Klippen, kaufte den obligatorischen Pin als Souvenier und erhielt mein Diplom. Das wird am Bratwurststand verliehen. Aber ohne Tamtam. Diplom mit Bratwurst. Fertig!

Diplom mit Bratwurst
Die letzten Tage vorm Rückflug verbrachte ich mit Besuchen von Lagos, Portimao und Faro. Ich machte eine Grottenfahrt mit dem Boot (10 €), bei der man vom Meer aus in die Grotten reinguggen kann, dann in die Grotten reinfährt und aus denselben rausguggt aufs Meer. Sehr geil!


Ein Delfin-Watching-Abenteuer habe ich mir gegönnt für schlappe 40 €. Mit nem 500-PS-Schlauchboot ging es bis 20 km vor die Küste. Und siehe da, es waren wirklich Delfine da! Viele. Und die waren nicht zahm. Streicheln war nix. Oder küssen, wie man es von Flipper kennt. Die waren richtig wild und stritten sich mit den Möwen um die Fische. Sehr sehr geil!


Am 21.6. ging es dann nach Faro. Dort nutzte ich die wenigen mir bleibenden Stunden nochmal zu einer Bootsfahrt und einer Stadtbesichtigung. In Faro wimmelt es von Störchen. Auf jedem noch irgendwie zu nutzenden Brutplatz wird auch ein Nest gebaut. Überall klapperts bis spät am Abend. Dann klappern die Biergläser in den unzähligen Bars.

Selbst der Kran wird zur Klapperplattform (hier in Portimao)
Die Bootsfahrt zur Ilha Deserta bietet schöne Aussichten auf die vor Faro gelegenen naturgeschützten Inseln mit seltenen Vögeln und anderen schönen Lebensformen. Den südlichsten Punkt Portugals kann man auch besuchen. Und, ihr werdet es nicht erraten, ne Kneipe gibts da auch. Mit Bier drin. Denn mal prost, ne?

Interessante Lebensformen...
Nach einem letzten Abendmahl musste ich am nächsten Tag nun doch die Heimreise antreten. Das fiel mir besonders schwer, weil ich wusste, das es in Idar-Oberstein nur 14 Grad und Regen hatte. Hier waren jeden Tag um die 30 Grad. Naja, was muss, das muss.
Ich hoffe ich konnte in nur vier glitzekleinen Blogs vier Wochen Portugal einigermaßen unterhaltsam und informativ darstellen. Das ist nämlich voll schwierig. Vor allem, wenn man schreibfaul ist.

Bis bald im wieder deutschen Wald, euer Rübezahl...
Blick auf Faro

PS: Ankunft in Deutschland...

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