Montag, 10. Oktober 2016

Der Nahehöhenweg: 6.Etappe von Stromberg nach Bingen

Gegangen am 05.10.2016

Stromberg von der Stromburg aus
Ja, heute kommt nun die allerletzte Etappe auf dem Nahehöhenweg. Und ein Blick zum Himmel versprach einen sonnigen Tag. Da das HS Hotel Stromberg kein Frühstück anbot, gönnte ich mir ein fürstliches Frühstück im Cafe Grünewald, gleich gegenüber der Brückenschänke, wo ich gestern nach der mörderischen 35-Kilometer-Etappe dinierte. Ich nahm mir auch noch die Zeit, der Stromburg mit dem Hotel und Restaurant des berühmten Fernsehkochs Johann Lafer zu besuchen. Die liegt nicht direkt am Weg.
Leider war zu dieser frühen Stunde alles noch geschlossen. Auszüge aus der Speisekarte konnte man am Eingangsportal studieren. Ein Hauptgericht unter 20 € ist da eher selten. Ist ja auch 5 Sterne dekoriert. Da gibt's zum Beispiel als Vorspeise "Räucherforellenmousse mit Feldsalat, Apfel und Sellerie", als Hauptgang nimmt man "Rosa gebratene Rinderfilespitzen an Rahmsauce mit gebratenen Herbstpilzen und Tagliatella". Und schon ist man 40 € los. War ja mal interessant, die Speisekarte zu lesen. Ich denke aber, es gibt noch weitaus teurere Kneipen. 
Die Aussicht von der Burg auf die Stadt hat den Aufstieg gelohnt, wie man auf dem obersten Bild sieht. Und im Sommer, wenn der Biergarten geöffnet ist, kann man sich hier schon mal ein Bierchen gönnen. Nur um sagen zu können, ich war mal da!

Lafers Stromburg
Nachdem ich mich umgesehen hatte, stieg ich wieder hinunter nach Stromberg um meinen Weg fort zu setzen. Die nächsten sieben Kilometer geht es sanft ansteigend, unter anderem durch Warmsroth hindurch und weiter kilometerlang geradeaus durch den Wald. Und das heute bei herrlichsten Sonnenschein. Einfach geil. Da macht wandern Spaß.

In der Bildmitte ganz klein nochmal die Stromburg
Irgendwann trifft man auf den zu Waldalgesheim gehörenden Ruheforst Rheinhessen-Nahe (http://www.ruheforst-rheinhessen-nahe.de/), welcher sicherlich ein schöner Ort ist, meine Asche unter einem Baum zu vergraben, um diesen als Nahrung zu dienen und in ihn über zu gehen, und später als Blatt am Baum in die Ferne zu schauen. Ein schöner Gedanke!
Der Ruheforst
Zurück zum Nahehöhenweg. Am Ruheforst angekommen, hat man den höchsten Punkt des heutigen Tages und die Hälfte des heutigen Weges erreicht. Einen schönen Fernblick gibt es als Zugabe. 
Es gibt noch eine gute Nachricht: Von nun an geht es eben oder bergab bis nach Bingen. Bergauf is nich mehr für heute.
Vorbei am Rande der Wochenendhaussiedlung "In der Hasselbach", welche auch zu Waldalgesheim gehört, komme ich bald wieder in lichten Wald mit breiten und nicht matschigen Wegen.

Irgendwann hat man die Möglichkeit, eine Ausgrabungstätte, wo Ausgräber, nach römischen Scherben und so buddeln, zu besichtigen. Die Villa Rustica liegt direkt am Weg. Sie ist Bestandteil eines Walderlebnisweges, der sehr liebevoll gestaltet ist.
kopfstehender Baum
Wenig später verlockt mich ein Wegweiser zu einem Umweg und vom Nahehöhenweg fort, mit der Versprechung auf ein Ausflugslokal "Forsthaus Heiligkreuz" mit Biergarten. Ist aber alles Lüge. Das Ding sieht aus, wie seit ewigen Zeiten geschlossen. Nur die irre schaukelnde Hängebrücke auf dem Weg dahin ist geil. Und weil die Brücke direkt am Anfang des Umweges ist, empfehle ich, über die Hängebrücke zu gehen und direkt wieder um zu kehren und nochmal über die Schaukelhängebrücke auf den Hauptweg zurück zu gehen. Sonst lohnt sich der Umweg wirklich nicht.
Die wackelnde Hängebrücke
Übrigens vereinen sich auf diesen Waldweg einige Wanderwege: Der Nahehöhenweg, der Soonwaldsteig, der Rheinburgenweg und irgendein Jakobsweg (erkennbar an den Muscheln als Wegweiser). Alle enden in Bingen. Nur der vor kurzem gegangene Weinwanderweg Rhein-Nahe nimmt eine andere Streckenführung. Den wunderschönen Ausblick auf den Rhein und Assmannshausen sollte man sich nicht entgehen lassen!
Assmannshausen von oben
Sanft absteigend geht es weiter durch den Buchenwald, bis eine Fernsicht auf Bingen, Rüdesheim und den Rhein dazwischen das Ende meiner sechstägigen Wanderung ankündigt.
Der Rhein zwischen Rüdesheim und Bingen
An einen Gedenkstein, der an einen ermordeten Förster erinnert, geht ein schmaler, teilweise steiler Pfad links ab. Hier wird nochmal Trittsicherheit gefordert. Man kann aber auch geradeaus weitergehen. Da gehts ohne Umknickgefahr auch nach Bingen. Noch ein letztes Bild an der Nahemündung geknipst und das wars dann. Keine Blaskapelle, kein Tusch, kein Blumenstrauß. Dann spendiere ich halt meiner durstigen Kehle selbst ein schönes Weizenbier in der Bingener Innenstadt! Prost!


Die Nahe kurz vor der Mündung in Bingen
Alle sechs Etappen waren mit gelegentlichen Verlaufen und Umwegen 149,5 Kilometer lang. Gebraucht habe ich dafür knapp mehr als 34 Stunden. Leider sieht man die Namen gebende Nahe von Bad Sobernheim bis Bingen gar nicht mehr. Dafür schöne stille Waldwege. Das Wetter war manchmal mies. Aber das war mir egal. Meistens.
Das wars vom Nahehöhenweg. Danke fürs virtuelle Mitwandern!

Bis bald im Wald, euer Rübezahl...

Sonntag, 9. Oktober 2016

Der Nahehöhenweg: 5. Etappe und 35 Kilometer in 8 Stunden von Bad Sobernheim nach Stromberg

Abgequält am 04.10.2016

35,5 Kilometer von oben
Schon kurz nachdem ich das Hotel in Stromberg gebucht hatte, am Abend vor der Wanderung, wusste ich, das es ein langer Marsch werden würde. Spabrücken als Ziel wäre wohl vernünftiger gewesen. Aber gebucht ist gebucht. Als Notlösung, falls ich es nicht schaffen würde, hatte ich mir eine Busverbindung von Spabrücken nach Stromberg rausgesucht. Ich nehme es vorweg, ich habe den Bus nicht gebraucht. 
Gestartet bin ich 8:45 Uhr in Bad Sobernheim am Bahnhof mit einem Kaffe to go und einem mulmigen Gefühl im Bauch. Bin besser auch noch mal aufs Klo. 
Die Wegemarkierung führte mich am Bad Sobernheimer Flugplatz vorbei in die nebeligen Weinberge und nach Steinhardt. Das liegt schon 100 Meter höher als Sobernheim.
Blick auf  Bad Sobernheim im Nebel
In Steinhardt zeigt ein Wegweiser 20 Kilometer bis Spabrücken an. Von da sind es nochmal fast 10 Kilometer bis Stromberg. "Na Gute Nacht" dachte ich mir, obwohl es früh am Morgen war. Noch am Grübeln über den bevorstehenden Weg, hab ich mich auch gleich noch verlaufen, was einen kleinen Umweg bedeutete, aber das Kraut nicht fett machte. Hinter dem Marienpforter Hof traf ich wieder auf den richtigen Weg und endlich Wald. Der Wald dämpft den Wind. Und das ist gut bei diesem Wetter. Die Sonne war heute nicht zu erwarten.
Rübezahl in Schwung
Kommt man aus dem Wald wieder heraus passiert man "Leos Ruh". Das gehört zu Waldböckelheim und man kann hier Zimmer buchen. Man muss nur 80€ die Nacht hinblättern. Soll aber gut sein.
Waldböckelheim selbst durchquert man aber nicht. Nächster Ort ist Burgsponheim wo man eine Burgruine besteigen kann, wenn man will. Ich war früher schon mal da oben und wollte nicht. In Sponheim besuchte ich aber die schöne Klosterkirche (Fertigstellung 1124) und machte eine kurze Pause. So viel Zeit muss sein!
Klosterkirche Sponheim
Ein Gasthaus gibt es auch, es war aber viel zu früh zum essen. Über teilweise durch Forstfahrzeuge sehr kaputt gefahrene und schlammige Wege erreichte ich Braunweiler. Das ist auch sehr klein und bei diesem Nebelwetter auch nicht sehr einladend. Aber eine Bäckerei gibt es immerhin gleich bei der Kirche. Die war natürlich gerade zu.
Schöne und grauslige Wege

Wirtschaftswege, meist geteert, und Schotterwege, logischerweise meist geschottert, führen mich über Weinberge und durch Obstplantagen, wo ich mich nährte, nach das sehr kleine Dalberg. Dort gibt es nochmal eine sehr interessante Burgruine (Dalburg), in der man rumkraxeln kann. Sehr schön! Und eine 500 Jahre alte Stankt-Leonhards-Kapelle mit alten Wandmalereien gibt es auch. Die war leider zu, obwohl auf der Webseite Dalbergs deren Schönheit gepriesen wird. Schade.
Die Dalburg

Nachdem man einen ziemlich steilen, aber kurzen Anstieg mit bis zu 19% gemeistert hat, ist man in Spabrücken. Auch hier gibt es eine Wallfahrtskirche (Maria Himmelfahrt). Auch diese war zu. Schon wieder. Zum Glück war das gegenüber liegende Wirtshaus (Lindenhof) geöffnet. Endlich gab es ein belebendes Radler zu trinken. Auch die Schnitzel sahen lecker aus. Meine Wampe war leider voll mit geklauten Äpfeln und Birnen auch. Spabrücken hatte ich zuerst als mein Etappenziel auserkoren. 26 Kilometer waren es von Bad Sobernheim bis hier her. Das reicht normalerweise vollkommen, um die Füße schmerzen zu lassen. Unterkünfte gibt es und mindestens drei Lokalitäten die Speis und Trank (Bier zum Beispiel!) anbieten. Weis nicht, warum ich das immer noch ca. 9km entfernte Stromberg gewählt hatte. Wahrscheinlich, weil es größer als Spabrücken ist und die Wahrscheinlichkeit, geöffnete Restaurants zu finden damit steigt. Jetzt bin ich schlauer. Spabrücken hat das alles auch. Das Gute zeigte mir ein Blick auf die Uhr. Sie zeigte erst 15 Uhr und ich hatte genug Zeit für den Weg nach Stromberg.
Hinter Spabrücken folgt der längste Anstieg des heutigen Tages zum höchten Punkt dieser langen Etappe. Der ist auf dem Weißenfels und bietet eine grandiose Aussicht auf seinen 541 Metern Höhe. Auch ein Fernrohr ist dort installiert, welches noch niemand beschädigt hat. Es gibt immer noch Wunder!
Aussicht vom Weißenfels


Und noch ein Wunder widerfuhr mir: Die Sonne lies sich ab und zu blicken. Damit hatte ich heute gar nicht mehr gerechnet.
Der Abschnitt zwischen Spabrücken und Stromberg führt fast nur durch Wald über gute Wege. Nur eine kurze, aber extreme Matschpassage machte mir Sorgen um meine Schuhe. Die sahen übel aus. Der folgende mit Gras bewachsene Weg machte die Schuhe wieder sauber, dafür nass. Aber nur von außen.
Die letzten 7 Kilometer geht es  im Prinzip nur noch bergab bis nach Stromberg. Die Sonne lachte ab und zu aus den Wolken. Ich lachte, das Ziel in greifbarer Nähe, auch ab und zu. Das HS Hotel Stromberg kommt gleich hinterm Ortseingang. Ein sehr schönes Einzelzimmer, das einen sehr neuen Eindruck auf mich machte, erwartete mich und meine schmerzenden Beinmuskeln.
Hotelzimmer vor und nach meinen Betreten

Frühstück gibt es hier nur am Wochende, ein Cafe ist aber gleich um die Ecke. Ein Restaurant bietet das Hotel leider auch nicht. Wiederum gleich um die Ecke ist die Brückenschänke, welche von außen, will nicht sagen schäbig, zutreffender nicht sehr neu aussieht. Sie bietet superleckere Hausmannskost zu guten Preisen. Empfehlenswert. Ehrlich.
Die Brückenschänke
Ich verdrückte eine Tomatensuppe und einen Grillteller plus Salat. Ach so, ein Weizenbier auch. Anschließend nahm ich im Bistro gegenüber noch ein Weizen, bei dessen Genuß mir die Augen zu zufallen drohten. Also ab ins wirklich schöne Hotelzimmer. Fernseher an, Augen zu, gute Nacht. Fragt mich nicht, was im TV lief. Ich weis es nicht...
HS Hotel Stromberg

Mit Muskelkater sage ich wie immer:
Bis bald im Wald, euer Rübezahl...

Montag, 3. Oktober 2016

Der Nahehöhenweg: 4.Etappe mit schauriger Einlage zwischen Kirn und Bad Sobernheim

Getippelt am Sonntag 02.10.2016

Nun hats mich mal wieder erwischt. Seit langer Zeit musste ich mal wieder den Regenponcho auspacken. War aber halb so wild und halb so nass, wie es aussieht.
Gestartet bin ich heute wieder in Kirn am Bahnhof. Dort sind Wegweiser zu allen möglichen Wanderwegen. Auch zum Nahehöhenweg. Der vor kurzen bewältigte Weinwanderweg Rhein-Nahe zum Beispiel startete hier.
Kirn am Bahnhof
Wie man auf dem obigen Foto sieht, war das Wetter zwar kühl und windig, aber auch sonnig. Noch fast keine Wolken! 
Und ich sage es gleich im Voraus, wer den Weinwanderweg Rhein-Nahe schon gegangen ist, kann sich diese Etappe auf dem Nahehöhenweg eigentlich sparen. Oder umgekehrt. Beide Wege sind zwischen Kirn und Monzingen zu 95 % identisch. Es gibt kleine Unterschiede. Aber das Wesentliche bleibt bis Monzingen gleich. Ich bin diese Etappe gegangen, um der Vollständigkeit genüge zu tun.
http://stephandietsch.blogspot.de/2016/09/auf-dem-weinwanderweg-von-kirn-nach-bad.html
Zwei Schilder, ein Weg
Blick zurück auf Kirn vom Steinbruch aus
Der größte Unterschied war für mich nur das Wetter. Heute waren keine über 30°C, es waren 20° weniger. Den höchsten Punkt erreicht man schon bald zwischen Karlshof, welches man links liegen lässt, und Schloss Dhaun kurz vor der Volkssternwarte. Im Ortsteil Dhaun wurden im Jahr 1958 Teile des Filmes "Der Schinderhannes" mit Curd Jürgens und Maria Schell gedreht. Statisten waren die Einwohner selbst. Das Schloß Dhaun passierte ich jetzt schon zum dritten Mal in kurzer Zeit. Das war immer Wochentags (Sonntags muss ich immer arbeiten. Nur heute nicht, weil Morgen Feiertag ist). Leider ist die gastronomische Situation Sonntags auch nicht besser, wie Wochentags. Alles zu. Obwohl Schloss Dhaun eigentlich gut besucht wird.
Schloss Dhaun
Dann wartet schon Simmertal. Könnte jetzt ein Bier vertragen. Leider öffnet der Biergarten "Stella" erst um 17 Uhr. Es geht auch so. Der Fernblick vom Schoss Dhaun nach Simmertal ließ eine Wetterverschlechterung ahnen. Aber noch waren blaue Wolkenlücken zu sehen.
Fernblick vom Schloss Dhaun nach Simmertal
Hinter Simmertal geht am Wanderparkplatz "Steinbruch" vorbei hoch in die Weinberge. Hier spürte man den Wind schon heftiger als vorhin im Wald. Trauben direkt von der Rebe kann man immer noch mundrauben. Übrigens waren heute viele Wanderer unterwegs. Allein, zu zweit oder in der Horde. Und alle beobachteten den Himmel mit Argwohn. Trocken war es noch. Die blauen Lücken verschwanden jedoch immer mehr. Und der Wind pfiff. 
Es zieht sich zu
Durch Weiler bei Monzingen und durch Monzingen selbst kam ich noch trocken. Dann wurde es etwas ungemütlicher. Wind und Regen liesen mich das Regencape auspacken. Es war ein feiner Sprühregen, welchen der Wind waagerecht durch die Gegend blies. Das machte es schwierig, alles trocken zu halte. Klingt schlimmer, als es war. Im Wald hätte ich das Cape glaube ich nicht ausgepackt. Der Wind zwang mich dazu. Nach 40 min war schon alles vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Zufahrtsstraße nach Nussbaum schon gekreuzt.
Bad Sobernheim im Blick, Regen im Genick
Der Nahehöhenweg verläuft, im Gegensatz zum Weinwanderweg, ab Monzingen parallel zur B41 durch die Weinberge, während der Weinwanderweg hoch nach Nussbaum führt und etwas länger, dafür weniger laut ist. Es geht bis Bad Sobernheim direkt an der Bundesstraße.
Die B41 kurz vor Bad Sobernheim
In Bad Sobernheim war Markt und verkaufsoffener Sonntag. Hier bekam ich mein wohlverdientes Bier bei kurzzeitigem Sonnenschein und weiter drohendem Regen. Der Bahnhof war nicht weit und es ging nach Hause. Trotz Regen, Kühle und Wind war es eine schöne Wanderung. 
Ach so: Ein Stück des Weges zwischen Schloß Dhaun und Simmertal machte mir etwas Angst. Und zwar deswegen:
Ich bin trotzdem durchgegangen und habs überlebt. Prost!



Danke fürs Lesen! Bitte Weitersagen!
Bis bald im Wald sagt euch euer Rübezahl!

Samstag, 1. Oktober 2016

Der Nahehöhenweg: 3.Etappe mit lebendigen Eindrücken vom Leben der Kelten

Gelaufen am Donnerstag 29.09.2016

Blick vom Obersteiner Schloss
Leute Leute! Wer sagt, das Wandern immer lustig ist? Ich nicht! Wandern ist manchmal auch Überwindung der eingebildeten Schwäche. Man kann oft mehr, als man sich zu traut!
Mit über sechzig teilweise knackigen Kilometern aus den letzten drei Tagen in den Knochen, hatte der Nahehöhenweg gleich mal eine 225-Meter-Steigung für mich parat. Nicht in der Länge, nach oben. Auf 1,8 Kilometern Länge. Teilweise bis zu 30% Steigung (Danke liebes GPS-Gerät für die Infos)! Gestartet auf dem Marktplatz in Oberstein muss man erst mal 144 Stufen bis zur Felsenkirche steigen. Und wer da denkt, das Schlimmste sei überstanden ... Pustekuchen! Das war nur der Anfang.
Fußgängerzone Oberstein, im Hintergrund die Felsenkirche, links am Laternenpfahl die Nahehöhenweg-Markierung
Man startet bei ca. 260 Metern Höhe auf dem Obersteiner Markt, an der Felsenkirche erreicht man ungefähr 290 Meter, am Schloss 360 m, am Schlossweiher 400 m und schlussendlich mit 481 Metern über NN (Normalnull, Höhe über dem Meer) im Pfaffenwald zwischen Oberstein und Göttschied den höchsten Punkt der heutigen Wanderung. Man war ich fertig! Zu diesen Zeitpunkt war ich mir sicher, in Göttschied den Bus nach Hause zu nehmen und nie wieder in meinem Leben auch nur einen Schritt zu gehen! Und siehe: Jetzt kommt der Moment der Überwindung, der einen später stolz macht. Ist so. Ich bin noch 19 Kilometer weiter gegangen.
Göttschied
Hochgequält nach Göttschied geht es eine Straße mit Blick auf Göttschied entlang und dann in den Wald und gleich darauf steil bergab ins Ringelbachtal (330 m). Man fragt sich WARUM in Gottes Namen bin ich erst hoch nach Göttschied, wenns dahinter gleich wieder runter geht??? Sanft absteigend geht es nach Georg-Weiherbach (235 m), durch dieses ohne Höhepunkte (OK, schöne Häuser, ein Frisör und die Kirche) hindurch und auf Waldwegen wieder bergauf. Schon wieder bergauf. In einem links am Weg liegenden unscheinbaren Felsen kann man Edelsteineinschlüsse entdecken. Das fand ich durchaus interessant.
Der Fels mit Einschlüssen (unten zu sehen)
Bald darauf steigen wir hinab nach Fischbach. Dort muss man, um ins Dorf zu gelangen, die Straße L160 überqueren, ohne dabei zu sterben. Falls doch... auf der gegenüber liegenden Straßenseite ist eine Kirche...
Die Dorfstraße gehen wir dann nach rechts, kurze Zeit später links hoch zur blauen Grotte. Leider öffnet sie erst 17:00 Uhr, Sonntags 15:00 Uhr. Ein Bier hätte ich schon vertragen. Pustekuchen. Schon wieder Pustekuchen, menno.
Lebensgefährliche Straßenüberquerung
Und die nächste böse Steigung wartet auch schon. Es geht 110 Meter mit 20% nach oben auf den Feuerkopf. Den hatte ich oben angekommen auch. Zum Vergleich: Der Schloßberg (wer ihn kennt) hat 13%. Aber jetzt ist das Schlimmste vorbei.Versprochen! Vom Feuerkopf aus hat man eine herrliche Aussicht ins Nahetal und auf Weierbach.
Oben und unten: Blickrichtung Weierbach

Naturbelassene Wege führen uns ohne Steilpassagen weiter Richtung Kirn. An einer Wegekreuzung verweist ein Schild auf einen von den Kelten erbauten Wall. Den schaute ich mir genauer an. Flüchtig betrachtet, könnte man es für eine natürliche Erhebung halten. Genauer begutachtet, sieht man schon, das es ein von Menschen gemachtes Bauwerk ist.
Hier wird der Nahehöhenweg vom Sironaweg gekreuzt
Auf dem Wall
Links neben dem Wall
Ist ziemlich zugewachsen, dieser Wall. Das war zu Keltenzeiten natürlich nicht so! Wir schauen mal 2500 Jahre zurück....

...Bärtige Kelten stehen mit Met gefüllten Trinkhörnen staunen in der Landschaft:
"Eeeh Alter! Ääääh...was issn das?"
"Das issn Wall, Alter!"
Rüüüüüülpsssss!
Met tropft aus den Bärten.
"Haste den selber gemacht, nich den Met hähähä, den Wall mein ich?"
"Klar alter Kelte hähähä. Alles selber gemacht. Mit bloßen Händen und blanken Zähnen huuaaarrrr. Ohne Hagebau oder Obi!"
"Cooool Alter! Hähähä Prost!"
Met rinnt in die keltischen Kehlen....zufrieden furzt man.

Das ist der Mann, der diesen Blödsinn schreibt!
Jaaa, so könnte es gewesen sein. Glaubt mir! Wilde Zeiten damals!
Weiter in der Gegenwart:
Bis nach Kirn-Sulzbach gehts sanft bergab. Hier kann man zum Bahnhof gehen, falls man müde ist. Züge gehen, glaube ich, stündlich. Am Bahnhof gibt es auch ein Wirtshaus. Man sieht das, wenn man mit dem Zug dran vorbeifährt und heißt "Bei Micha". Ich weis die Öffnungszeiten leider nicht. Zum Bahnhof zu gehen, um zu gucken, hätte einen Umweg für mich bedeutet. Darauf hatte ich heute keinen Bock mehr. 
Mich hielt hier nix, deswegen schnell weiter. Eine letzte lange, aber weniger steile Wegstrecke galt es zu meistern und schon bald hatte man einen Blick auf Kirn. Ich hatte kurz überlegt, die Kyrburg zu besuchen. Dazu hätte ich bergauf gemusst. Nein Danke. Hab Berge genug fürs erste.
Kirn
In Kirn habe ich gestadtbummelt und der Nahe einen Besuch abgestattet, die Enten gegrüßt und den Fischen gewunken. In Oberstein ging das ja nicht, die ist die Nahe eingemauert. Leider.
Die Nahe bei Kirn

So wie immer sag ich:
Bis bald im Wald, euer Rübezahl!