Abgequält am 04.10.2016
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35,5 Kilometer von oben |
Schon kurz nachdem ich das Hotel in Stromberg gebucht hatte, am Abend vor der Wanderung, wusste ich, das es ein langer Marsch werden würde. Spabrücken als Ziel wäre wohl vernünftiger gewesen. Aber gebucht ist gebucht. Als Notlösung, falls ich es nicht schaffen würde, hatte ich mir eine Busverbindung von Spabrücken nach Stromberg rausgesucht. Ich nehme es vorweg, ich habe den Bus nicht gebraucht.
Gestartet bin ich 8:45 Uhr in Bad Sobernheim am Bahnhof mit einem Kaffe to go und einem mulmigen Gefühl im Bauch. Bin besser auch noch mal aufs Klo.
Die Wegemarkierung führte mich am Bad Sobernheimer Flugplatz vorbei in die nebeligen Weinberge und nach Steinhardt. Das liegt schon 100 Meter höher als Sobernheim.
Blick auf Bad Sobernheim im Nebel |
In Steinhardt zeigt ein Wegweiser 20 Kilometer bis Spabrücken an. Von da sind es nochmal fast 10 Kilometer bis Stromberg. "Na Gute Nacht" dachte ich mir, obwohl es früh am Morgen war. Noch am Grübeln über den bevorstehenden Weg, hab ich mich auch gleich noch verlaufen, was einen kleinen Umweg bedeutete, aber das Kraut nicht fett machte. Hinter dem Marienpforter Hof traf ich wieder auf den richtigen Weg und endlich Wald. Der Wald dämpft den Wind. Und das ist gut bei diesem Wetter. Die Sonne war heute nicht zu erwarten.
Rübezahl in Schwung |
Kommt man aus dem Wald wieder heraus passiert man "Leos Ruh". Das gehört zu Waldböckelheim und man kann hier Zimmer buchen. Man muss nur 80€ die Nacht hinblättern. Soll aber gut sein.
Waldböckelheim selbst durchquert man aber nicht. Nächster Ort ist Burgsponheim wo man eine Burgruine besteigen kann, wenn man will. Ich war früher schon mal da oben und wollte nicht. In Sponheim besuchte ich aber die schöne Klosterkirche (Fertigstellung 1124) und machte eine kurze Pause. So viel Zeit muss sein!
Klosterkirche Sponheim |
Ein Gasthaus gibt es auch, es war aber viel zu früh zum essen. Über teilweise durch Forstfahrzeuge sehr kaputt gefahrene und schlammige Wege erreichte ich Braunweiler. Das ist auch sehr klein und bei diesem Nebelwetter auch nicht sehr einladend. Aber eine Bäckerei gibt es immerhin gleich bei der Kirche. Die war natürlich gerade zu.
Schöne und grauslige Wege |
Wirtschaftswege, meist geteert, und Schotterwege, logischerweise meist geschottert, führen mich über Weinberge und durch Obstplantagen, wo ich mich nährte, nach das sehr kleine Dalberg. Dort gibt es nochmal eine sehr interessante Burgruine (Dalburg), in der man rumkraxeln kann. Sehr schön! Und eine 500 Jahre alte Stankt-Leonhards-Kapelle mit alten Wandmalereien gibt es auch. Die war leider zu, obwohl auf der Webseite Dalbergs deren Schönheit gepriesen wird. Schade.
Die Dalburg |
Nachdem man einen ziemlich steilen, aber kurzen Anstieg mit bis zu 19% gemeistert hat, ist man in Spabrücken. Auch hier gibt es eine Wallfahrtskirche (Maria Himmelfahrt). Auch diese war zu. Schon wieder. Zum Glück war das gegenüber liegende Wirtshaus (Lindenhof) geöffnet. Endlich gab es ein belebendes Radler zu trinken. Auch die Schnitzel sahen lecker aus. Meine Wampe war leider voll mit geklauten Äpfeln und Birnen auch. Spabrücken hatte ich zuerst als mein Etappenziel auserkoren. 26 Kilometer waren es von Bad Sobernheim bis hier her. Das reicht normalerweise vollkommen, um die Füße schmerzen zu lassen. Unterkünfte gibt es und mindestens drei Lokalitäten die Speis und Trank (Bier zum Beispiel!) anbieten. Weis nicht, warum ich das immer noch ca. 9km entfernte Stromberg gewählt hatte. Wahrscheinlich, weil es größer als Spabrücken ist und die Wahrscheinlichkeit, geöffnete Restaurants zu finden damit steigt. Jetzt bin ich schlauer. Spabrücken hat das alles auch. Das Gute zeigte mir ein Blick auf die Uhr. Sie zeigte erst 15 Uhr und ich hatte genug Zeit für den Weg nach Stromberg.
Hinter Spabrücken folgt der längste Anstieg des heutigen Tages zum höchten Punkt dieser langen Etappe. Der ist auf dem Weißenfels und bietet eine grandiose Aussicht auf seinen 541 Metern Höhe. Auch ein Fernrohr ist dort installiert, welches noch niemand beschädigt hat. Es gibt immer noch Wunder!
Aussicht vom Weißenfels |
Und noch ein Wunder widerfuhr mir: Die Sonne lies sich ab und zu blicken. Damit hatte ich heute gar nicht mehr gerechnet.
Der Abschnitt zwischen Spabrücken und Stromberg führt fast nur durch Wald über gute Wege. Nur eine kurze, aber extreme Matschpassage machte mir Sorgen um meine Schuhe. Die sahen übel aus. Der folgende mit Gras bewachsene Weg machte die Schuhe wieder sauber, dafür nass. Aber nur von außen.
Die letzten 7 Kilometer geht es im Prinzip nur noch bergab bis nach Stromberg. Die Sonne lachte ab und zu aus den Wolken. Ich lachte, das Ziel in greifbarer Nähe, auch ab und zu. Das HS Hotel Stromberg kommt gleich hinterm Ortseingang. Ein sehr schönes Einzelzimmer, das einen sehr neuen Eindruck auf mich machte, erwartete mich und meine schmerzenden Beinmuskeln.
Hotelzimmer vor und nach meinen Betreten |
Frühstück gibt es hier nur am Wochende, ein Cafe ist aber gleich um die Ecke. Ein Restaurant bietet das Hotel leider auch nicht. Wiederum gleich um die Ecke ist die Brückenschänke, welche von außen, will nicht sagen schäbig, zutreffender nicht sehr neu aussieht. Sie bietet superleckere Hausmannskost zu guten Preisen. Empfehlenswert. Ehrlich.
Die Brückenschänke |
Ich verdrückte eine Tomatensuppe und einen Grillteller plus Salat. Ach so, ein Weizenbier auch. Anschließend nahm ich im Bistro gegenüber noch ein Weizen, bei dessen Genuß mir die Augen zu zufallen drohten. Also ab ins wirklich schöne Hotelzimmer. Fernseher an, Augen zu, gute Nacht. Fragt mich nicht, was im TV lief. Ich weis es nicht...
HS Hotel Stromberg |
Mit Muskelkater sage ich wie immer:
Bis bald im Wald, euer Rübezahl...
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